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EoE versus GERD

Testen und erweitern Sie Ihr Wissen zu eosinophiler Ösophagitis (EoE) und gastroösophagealer Refluxkrankheit (GERD) mit zehn Fragen rund um Symptomatik, Differentialdiagose und typischen Patientenbilder der beiden Erkrankungen.

Viel Erfolg!

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Frage 1: Epidemiologie

Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) ist eine so genannte Volkskrankheit und betrifft ca. 20 % der westlichen Bevölkerung.[1] Die eosinophile Ösophagitis (EoE) ist deutlich weniger häufig.

Welche Aussagen zur Epidemiologie der eosinophilen Ösophagitis (EoE) sind richtig?

[3 Antworten sind richtig]

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Auflösung zur Frage 1

Welche Aussagen zur Epidemiologie der eosinophilen Ösophagitis (EoE) sind richtig?

Die EoE ist eine seltene Erkrankung (Prävalenz < 50/100.000).

Die EoE tritt typischerweise bei Patient*innen ab 50 Jahren auf.

Die Inzidenz und Prävalenz der EoE hat in den letzten Jahren stetig zugenommen.

Die EoE gehört nach der GERD zur zweithäufigsten entzündlichen Erkrankung der Speiseröhre.

Die EoE wurde bisher nur in Europa und Nordamerika beschrieben.

Als eigenständiges klinisch-pathologisches Erkrankungsbild wurde die EoE erstmals Anfang des 20. Jahrhunderts beschrieben.

Die EoE wurde als eigenständiges klinisch-pathologisches Erkrankungsbild erstmals 1993 beschrieben.[2,3] Sie gehört mit einer Prävalenz von unter 50 Patienten auf 100.000 Einwohner zu den seltenen Erkrankungen (Orphan Diseases) und betrifft Menschen auf der ganzen Welt.[4] Zahlreiche epidemiologische Studien zeigen einen Anstieg von Inzidenz und Prävalenz der EoE in den letzten 20 Jahren.[5,6] Heute gilt sie neben der GERD als zweithäufigste entzündliche Erkrankung der Speiseröhre und kann Menschen jeden Alters betreffen. Altersgipfel sind jedoch bei älteren Jugendlichen männlichen Geschlechts sowie bei Männern zwischen 30 und 50 Jahren zu verzeichnen.[4,7,8]

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Frage 2: Ätiologie

Bei der GERD sorgt der Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre für das typische Beschwerdebild.[9] Die EoE ist eine multifaktorielle Erkrankung, deren Pathomechanismus sich eher mit dem von Asthma vergleichen lässt.[10]

Welche Aussage zur Ätiologie der EoE ist FALSCH?

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Auflösung zur Frage 2

Welche Aussage zur Ätiologie der EoE ist FALSCH?

Die EoE kann durch Nahrungsmittelallergene und Luftallergene ausgelöst werden.

Häufige Nahrungsmitteltrigger sind Kuhmilch und Weizen.

Die ösophageale Entzündung wird durch eosinophile Granulozyten vermittelt.

EoE-Patient*innen leiden häufig auch an anderen atopischen Erkrankungen (z.B. Asthma, Heuschnupfen …).

EoE-Allergene lassen sich leicht mittels Prick-Test identifizieren.

Die EoE ist eine multifaktorielle Erkrankung, bei der Umweltfaktoren, Nahrungsmittelallergene und genetische Faktoren von Bedeutung sind.[10] Darüber hinaus ist die EoE häufig mit anderen atopischen Erkrankungen assoziiert.[11] Als mögliche Auslöser der Erkrankung gelten sowohl Aeroallergene als auch Nahrungsmittelallergene, wobei der Entzündung im Ösophagus vor allem eine IgE-unabhängige TH2-Immunantwort zugrunde liegt, bei der eosinophile Granulozyten eine wesentliche Rolle spielen.[10,12] Der IgE-unabhängige Immunmechanismus erklärt, warum IgE-basierte allergologische Diagnostik (z.B. Prick-Test) in der Regel nicht in der Lage sind das verantwortliche Antigen zu identifizieren.

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Frage 3: EoE-Symptomatik

Welches ist DAS Kardinalssymptom der EoE?

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Auflösung zur Frage 3

Welches ist DAS Kardinalssymptom der EoE?

Schluckbeschwerden (Dysphagie)

Bolusobstruktionen

Sodbrennen

Regurgitation

Retrosternales Brennen/Schmerzen

Durchfall

Das Kardinalssymptom, an dem ca. 90 % aller erwachsenen EoE-Patient*innen leiden, sind Schluckbeschwerden (Dysphagie). Diese müssen jedoch häufig indirekt erfragt werden, da viele EoE-Patient*innen schon seit ihrer Kindheit an der Erkrankung leiden und aufgrund von adaptiven Strategien die Beschwerden nicht mehr als solche wahrnehmen.

Zwar sind Bolusobstruktionen (= Nahrungsbolus der im Hals stecken bleibt) sehr oft ein klares Anzeichen auf eine vorliegende EoE, allerdings treten sie glücklicherweise nur bei ca. 30 % aller EoE-Patient*innen auf. Sodbrennen-ähnlichen Beschwerden, retrosternales Brennen und/oder Regurgitation können auch Anzeichen für eine EoE sein, treten jedoch seltener auf. Durchfall gehört nicht zur EoE-spezifischen Symptomatik.[13]

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Frage 4: Adaptives Verhalten

Da EoE-Betroffene häufig schon seit ihrer Kindheit an der Erkrankung leiden, entwickeln sie oftmals adaptive Strategien und nehmen die Schluckbeschwerden dadurch nicht mehr als solche wahr.[13,14]

Welche der folgenden Verhaltensweisen können bei EoE-Patient*innen beobachtet werden, müssen aber häufig erfragt werden?

[4 Antworten sind richtig]

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Auflösung zur Frage 4

Welche der folgenden Verhaltensweisen können bei EoE-Patient*innen beobachtet werden, müssen aber häufig erfragt werden?

Betroffene kauen lange und brauchen beim Essen länger als andere.

Betroffene essen häufig und gerne in Gesellschaft.

Betroffene trinken reichlich Flüssigkeit zum Essen.

Betroffene vermeiden bestimmten Nahrungsmitteln, die schwer zu Schlucken sind.

Betroffene schneiden manche Speisen sehr klein oder pürieren sie.

Betroffene essen sehr schnell und neigen zum Herunterschlingen von fester Nahrung.

Um Beschwerden beim Schlucken zu vermeiden, neigen viele EoE-Patient*innen zu langem und sorgfältigem Kauen und brauchen daher länger beim Essen als andere. Nahrungsmittel werden häufig sehr klein geschnitten oder püriert, damit das Risiko einer Bolusobstruktion minimiert wird. Es wird oftmals reichlich Flüssigkeit nachgetrunken und ausschließlich leicht rutschende Speisen zu sich genommen. Daher vermeiden viele Betroffene schwer zu schluckende Speisen wie Rohkost, Reis, Brot oder Fleisch.[15] Aus Angst vor Beschwerden in der Öffentlichkeit meiden Betroffene häufig das Essen in Gesellschaft, was zu sozialer Isolation und depressiven Verstimmungen führen kann.[16,17]

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Frage 5: Typische Patientenbilder - GERD

Die Unterscheidung zwischen GERD und EoE ist aufgrund der teilweise überlappenden Symptomatik nicht leicht. Typische Patientenbilder können bei der Diagnose helfen.

Welche der folgenden Eigenschaften werden vermehrt bei typischen GERD-Patient*innen beobachtet?

[3 Antworten sind richtig]

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Auflösung zur Frage 5

Welche der folgenden Eigenschaften werden vermehrt bei typischen GERD-Patient*innen beobachtet?

Männer häufiger betroffen als Frauen

Alter der Betroffenen konstant über alle Dekaden (ab 20. Lebensjahr)

Übergewicht gehäuft

Atopie (bspw. Heuschnupfen, Asthma…) gehäuft

Sodbrennen

GERD betrifft Frauen etwas häufiger als Männer, tritt vermehrt ab dem 20. Lebensjahr auf und ist dann in der Häufigkeit über alle Lebensdekaden konstant. Es besteht relativ häufig eine Assoziation zu Übergewicht, jedoch nicht zu einer Atopie. Kardinalsymptom der Refluxkrankheit ist Sodbrennen (75 % der Betroffenen), welches in der Regel ein bis zwei Stunden nach der Nahrungsaufnahme beginnt.[9] Sodbrennen-ähnliche Symptome, die bei Betroffenen mit EoE auftreten können, treten dagegen bereits oft schon während der Nahrungsaufnahme auf.

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Frage 6: Typische Patientenbilder - EoE

Welche der folgenden Eigenschaften werden vermehrt bei typischen EoE-Patient*innen beobachtet?

[4 Antworten sind richtig]

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Auflösung zur Frage 6

Welche der folgenden Eigenschaften werden vermehrt bei typischen EoE-Patient*innen beobachtet?

Alter der Betroffenen konstant über alle Dekaden (ab 20. Lebensjahr)

Männer häufiger betroffen als Frauen

Höheres Bildungslevel

Übergewicht gehäuft

Schluckbeschwerden

Atopie gehäuft

Von der EoE sind Männer – meist im jungen bis mittleren Lebensalter – deutlich häufiger betroffen als Frauen. Übergewicht ist eher nicht gehäuft, Atopie dagegen schon. So kommen andere allergische Erkrankungen, wie beispielsweise Asthma, Rhinitis oder Ekzeme deutlich häufiger bei EoE-Patient*innen vor.[18] In einer wissenschaftlichen Studie wurde EoE mit einem höheren Bildungslevel assoziiert.[19]

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Frage 7: Diagnose - GERD

Welche diagnostische Methode ist der Goldstandard zur Diagnose einer GERD?

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Auflösung zur Frage 7

Welche diagnostische Methode ist der Goldstandard zur Diagnose einer GERD?

Typische Symptome (Sodbrennen, Regurgitation)

Endoskopischer Ösophagusbefund

Histologie der Ösophagusbiopsie

Impedanz-pH-Metrie

Es gibt keinen Goldstandard

Es gibt keinen diagnostischen Goldstandard, d.h. es existiert keine Methode, mit der eine GERD in jedem Fall zuverlässig nachgewiesen bzw. ausgeschlossen werden kann.[9]

Die Diagnose der GERD kann daher im Einzelfall schwierig sein. Dies erklärt sich zudem dadurch, dass das Symptomspektrum breit und unspezifisch ist, jedes einzelne Symptom für sich nur eine begrenzte Sensitivität aufweist und Läsionen in der Speiseröhre auch unabhängig von pathologischem Reflux auftreten können.[20]

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Frage 8: Diagnose - EoE

Welche diagnostischen Methoden sollten zur Diagnose einer EoE eingesetzt werden?

[3 Antworten sind richtig]

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Auflösung zur Frage 8

Welche diagnostischen Methoden sollten zur Diagnose einer EoE eingesetzt werden?

Typische Symptome (Schluckbeschwerden, Sodbrennen-ähnliche Symptome…)

Endoskopischer Ösophagusbefund

Impedanz-pH-Metrie

Histologie der Ösophagusbiopsie

Es gibt keinen Goldstandard

Die Diagnose der EoE sollte immer auf einer Kombination der folgenden 3 Punkte basieren:[18]

1. Erfassung und Einordnung klinischer Symptome
2. Endoskopie
3. Histologie

Daher sollte bei Alarmsymptomen wie Schluckbeschwerden und Bolusobstruktionen immer auch an die EoE gedacht werden und Verdachtsfälle an eine Gastroenterologin bzw. einen Gastroenterologen zur endoskopischen Untersuchung des Ösophagus mit Biopsien-Entnahme überwiesen werden.

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Frage 9: Spätfolgen

Studien zeigen, dass häufig Jahre vergehen bis die EoE diagnostiziert wird. Unbehandelt schreitet die chronische Entzündung jedoch voran.[18,21]

Welche Spätfolgen können nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand vermehrt auftreten, wenn die EoE lange unentdeckt bleibt?

[3 Antworten sind richtig]

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Auflösung zur Frage 9

Welche Spätfolgen können nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand vermehrt auftreten, wenn die EoE lange unentdeckt bleibt?

Fibrosierung und Umbau der Speiseröhre

Einschränkung der Ösophagusmotilität

Erhöhtes Risiko für Speiseröhrenkrebs

Funktionelle Störungen (z.B. Bolusobstruktionen) bedingt durch verengte Speiseröhre

Barrett-Ösophagus

Stimmprobleme

Vieles spricht heute dafür, dass die EoE eine progrediente Erkrankung ist. Unbehandelt führt sie zu persistierenden Symptomen und Entzündungsreaktionen, die eine Fibrosierung und damit den ösophagealen Umbau vorantreiben. Ösophagusstrikturen und funktionelle Störungen (z.B. Bolusobstruktionen) können die Folge sein.[18] Je länger das Intervall ohne Therapie ist, desto stärker steigt das Risiko für ösophageale Strikturen.[21] Der progrediente Charakter der Erkrankung wird auch durch Manometriestudien gestützt, die bei längerer Krankheitsdauer zunehmende Einschränkungen der Ösophagusmotilität zeigen.[22] Ein erhöhtes Risiko für maligne Ösophaguserkrankungen konnte im Zusammenhang mit der EoE bisher nicht beobachtet werden.[18] Stimmprobleme und andere oro-laryngo-pharyngeale Symptome treten eher bei GERD-Patient*innen auf.[9]

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Frage 10: Therapieoptionen

Während die Therapieoption „Symptomkontrolle“ bei 90 % der GERD-Patient*innen gleichzeitig eine Normalisierung der Lebensqualität bewirkt, muss bei der chronisch-progredienten EoE die ösophageale Entzündung und der daraus resultierende Umbau der Speiseröhre verhindert werden.[18,23]

Welche Therapieoptionen der EoE werden laut aktueller deutscher Leitlinie empfohlen?[24]

[3 Antworten sind richtig]

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Auflösung zur Frage 10

Welche Therapieoptionen der EoE werden laut aktueller deutscher Leitlinie empfohlen?

Topische Kortikosteroide

Alginate

Eliminationsdiät

Immunmodulatoren (Biologika)

Systemische Kortikosteroide

Protonenpumpeninhibitoren

In der aktuellen deutschen EoE-Leitlinie werden 2 Therapieformen empfohlen: die konventionelle medikamentöse Therapie mit topischen Kortikosteroiden (TCS) oder Protenenpumpeninhibitoren (PPI) oder eine Eliminationsdiät (ED).[24]

In den letzten Jahren wurden jedoch vor allem im Bereich der TCS große Fortschritte erreicht. Aufgrund der überzeugenden Evidenzlage für EoE-spezifische Darreichungsformen von TCS und der weiterhin limitierten Evidenz für PPI und ED, gelten TCS heute als Therapie erster Wahl bei erwachsenen EoE-Patient*innen, was sich auch in der "Sollte"-Empfehlung in den Leitlinien widerspiegelt.[24]

Systemische Kortikosteroide haben keinen Stellenwert in der neu publizierten Leitlinie.[24] Immunmodulierende Therapien haben in den aktuellen Leitlinien noch keinen Einzug erhalten, allerdings ist eine entsprechende Therapie seit kurzem für Patient*innen zugelassen, die für eine konventionelle Therapie nicht in Frage kommen oder diese nicht vertragen.

Alginate kommen zwar bei der Symptombehandlung einer unkomplizierten GERD als Alternative und Ergänzung in Betracht, haben jedoch in der EoE-Therapie keinen Stellenwert.[25]

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