Eosinophile Ösophagitis

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Symposiumsbericht: DGIM 2021

Refluxkrankheit oder eosinophile Ösophagitis?

Patienten aktiv nach möglichen Schluckbeschwerden fragen

Die Symptome der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) lassen sich oftmals nicht eindeutig von denen der eosinophilen Ösophagitis (EoE) abgrenzen. Beschwerden wie „Sodbrennen“ oder „retrosternale Schmerzen“ lassen zwar zunächst reflexartig an eine GERD denken, dahinter kann sich aber auch eine EoE verbergen. Die EoE ist in den meisten Fällen sehr gut behandelbar, deshalb kommt es auf eine frühzeitige Diagnose und Therapie an. Bei entsprechender Symptomatik sollte daher stets auch die Möglichkeit einer EoE bedacht und die Patienten aktiv nach Schluckbeschwerden gefragt werden, betonte Prof. Joachim Labenz, Siegen, beim Satellitensymposium im Rahmen des 127. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin.

Die typischen Patientenbilder der GERD und EoE unterscheiden sich durchaus voneinander: So sind von einer EoE mehr Männer – meist im jungen bis mittleren Lebensalter – als Frauen betroffen. Die Patienten sind im Allgemeinen nicht übergewichtig und leiden überproportional häufig an einer Atopie. Eine Refluxkrankheit hingegen betrifft häufiger Frauen. Oft besteht beim Reflux zudem eine Assoziation zu Übergewicht, nicht aber zu atopischen Erkrankungen.

Auch bei der Symptomatik sollte man genau hinsehen: Kardinalsymptome bei GERD sind Sodbrennen, Regurgitation und nur selten Schluckbeschwerden. Bei der EoE ist die Dysphagie hingegen das Leitsymptom. Die Patienten klagen zudem oft über retrosternales Brennen. „Das Brennen tritt bei der EoE in aller Regel im direkten Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme auf, bei GERD jedoch erst mit deutlicher Verzögerung“, so Labenz. Problematisch hinsichtlich der Diagnostik ist, dass EoE-Patienten oft schon seit ihrer Kindheit betroffen und an die Schluckbeschwerden gewöhnt sind. Sie haben ihre Ernährung bzgl. der verwendeten Nahrungsmittel und der Art und Weise des Verzehrs angepasst und geben die Probleme nicht als Krankheitssymptom bei ihrem Arzt an.

GERD

eosinophile Ösophagitis

Frauen häufiger als Männer Männer häufiger als Frauen
Alter: konstant über alle Dekaden (ab 20 Jahre) Häufig jüngeres/mittleres Lebensalter
Übergewicht häufig Übergewicht nicht gehäuft
Atopie nicht gehäuft Atopie gehäuft
Kardinalsymptome:

  • Sodbrennen ca. 75%
  • Regurgitation
  • Dysphagie ca. 35%
Kardinalsymptome:

  • Dysphagie ca. 90%
  • Brennen retrosternal ca. 40%
  • Bolusimpaktion ca. 35%
höherer Bildungslevel

Hohe Dunkelziffer bei der EoE

Die schwierige Differentialdiagnose und die Vermeidungsstrategien der Patienten erklären die hohe Dunkelziffer bei der Erkrankung. „Die EoE wird leider oft erst diagnostiziert, wenn es zu einer Bolusimpaktion kommt“, betonte Labenz. Es ist deshalb wichtig, bei allen Patienten mit entsprechenden Beschwerden aktiv und gezielt nach einer Dysphagie zu fragen. Unterschiede gibt es auch bei der Diagnostik. Während die Refluxkrankheit meist aufgrund der Anamnese und Klinik diagnostiziert und dann probatorisch mit einem Protonenpumpenhemmer (PPI) behandelt wird, kann die EoE diagnostisch eindeutig nur mittels einer Endoskopie erfasst werden. Wichtig dabei ist, dass mindestens sechs Biopsien entlang der Speiseröhre entnommen werden, so dass der Pathologe zuverlässig die Infiltration der eosinophilen Granulozyten nachweisen kann. Zudem sollten PPI, falls diese vorher verordnet wurden, zwei bis vier Wochen vor der Untersuchung abgesetzt werden, da eine EoE ansonsten verschleiert werden kann.

Chronisch progredientes Krankheitsbild

Steht die Diagnose, so wird bei GERD primär eine Symptomkontrolle und eine Normalisierung der Lebensqualität angestrebt. Bei der EoE sind die Therapieziele deutlich weiter gesteckt: Es geht nicht nur um die Symptomkontrolle und die Verbesserung der Lebensqualität, sondern auch darum, durch die Therapie das Fortschreiten der Erkrankung und die damit einhergehenden akuten und chronischen Komplikationen zu verhindern. „Denn die EoE ist ein progredient verlaufendes Krankheitsbild“, betonte Labenz. Den Patienten droht nicht nur eine Bolusimpaktion, sondern auch ein fibrotischer Umbau der Speiseröhre mit der Ausbildung von Stenosen und Strikturen. Das sollte unbedingt durch eine effektive Behandlung verhindert werden.

Weiterführende Informationen zur Therapie der EoE.

Quelle

  • Online-Satellitensymposium „Refluxkrankheit oder eosinophile Ösophagitis? Unterscheiden und handeln“ der Dr. Falk Pharma im Rahmen des 127. Kongresses der DGIM, 19. April 2021

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