Eosinophile Ösophagitis

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1. Wie kann eine EoE diagnostiziert werden?

Die Diagnose der eosinophilen Ösophagitis (EoE) sollte immer auf einer Kombination der folgenden 3 Punkte basieren:

  1. Erfassung und Einordnung klinischer Symptome
  2. Endoskopie
  3. Histologie

Die histologische Untersuchung ist sowohl zur Diagnosestellung als auch zum Monitoring notwendig, da klinische Symptome und endoskopische Ergebnisse allein die Krankheitsaktivität oft nur unzureichend abbilden.1,2

2. Was sind die klinischen Symptome der EoE?

Typische klinische Symptome bei Erwachsenen sind Dysphagie und Bolusobstruktion, daneben auch Sodbrennen, Regurgitation und/oder Brustschmerzen. Bei Kindern finden sich häufiger Symptome wie Refluxbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Nahrungsverweigerung und/oder Gedeihstörungen3 (s. Tab. 1).

Validierte Fragebögen sowohl für Erwachsene als auch für Kinder tragen dazu bei, die Symptome zu objektivieren, die Krankheitsaktivität zu quantifizieren und deren Einfluss auf die Lebensqualität zu erfassen.4,5,6,7

Klinische Manifestation der EoE

Kinder

Bauchschmerzen

Thoraxschmerzen

Sodbrennen

Husten

Verminderter Appetit

Dysphagie

Nahrungsverweigerung

Wachstumsstörung

Würgen

Übelkeit

Regurgitation

Schlafstörungen

Erwachsene

Dysphagie

Bolusobstruktion

Retrosternale Schmerzen

Thoraxschmerzen

Sodbrennen

Regurgitation

Tab. 1: Klinische Manifestation der EoE8

Um Beschwerden bei der Nahrungsaufnahme zu vermeiden, entwickeln viele Patienten adaptive Strategien, z.B.:

  • langes Kauen
  • reichliches Nachtrinken
  • Vermeidung bestimmter Nahrungsmittel

Daher sollten auch gezielte Fragen nach dem Essverhalten der Patienten Bestandteil der Anamnese sein, damit das Ausmaß des Beschwerdebildes genauer erfasst werden kann.

3. Wie erfolgt die endoskopische Diagnose der EoE?

Endoskopisch zeigen sich weiße Exsudate, Längsfurchen, eine ödematöse Ösophagusschleimhaut mit reduzierter Gefäßzeichnung, konzentrische Ringe (sog. Trachealisierung der Speiseröhre), eine vulnerable Schleimhaut (sog. Krepppapier-Mukosa), Strikturen und Stenosen (s. Abb. 1).3 Seit 2013 existiert mit dem EREFS-Score (EREFS = Exsudate, Ringe, Ödeme, Furchen, Strikturen) ein standardisiertes endoskopisches Klassifikations- und Graduierungssystem, das einfach in der klinischen Routine eingesetzt werden kann (s. Tab. 2).9

Abb. 1: Beispiele für EoE-typische endoskopische Merkmale
© Prof. Dr. Stephan Miehlke, Magen-Darm-Zentrum Facharztzentrum Eppendorf, Hamburg

Tab. 1: Endoskopische Klassifikation der EoE (EREFS)
Tab. 1: Endoskopische Klassifikation der EoE (EREFS)

Tab. 2: Endoskopische Klassifikation der EoE (EREFS); modifiziert nach Hirano I et al. Gut 20139

Mithilfe eines EndoFLIP®-Messkatheters lässt sich zudem die ösophageale Dehnbarkeit (Distensibility) ermitteln, die bei EoE-Patienten signifikant reduziert ist, jedoch nicht mit der histologischen Entzündungsaktivität korreliert.10,11 Der genaue Stellenwert dieses Verfahrens ist derzeit nicht abschließend zu beurteilen.

4. Wie erfolgt die histologische Diagnose der EoE?

Für die histologische Untersuchung sollten mindestens 6 Gewebeproben aus verschiedenen Abschnitten des Ösophagus (typischerweise proximal, zentral und distal) entnommen werden, vorzugsweise an Stellen auffälliger Mukosaveränderungen. Bei begründetem klinischem Verdacht sollten auch im Falle eines endoskopisch unauffälligen Ösophagus immer Biopsien erfolgen, da bei 10–15 % der EoE-Patienten keine endoskopisch sichtbaren Veränderungen vorliegen. Zudem sollten bei Erstdiagnose zusätzliche Proben aus Magen und Duodenum zum Ausschluss einer eosinophilen Gastroenteritis entnommen werden.3

In der klinischen Routine ist die Hämatoxylin-Eosin(HE)-Färbung für den histologischen Befund ausreichend. Zur Diagnosestellung einer EoE gilt der Nachweis von mindestens 15 Eosinophilen (eos) pro hochauflösendem Gesichtsfeld (high power field, hpf) mit einer Standardgröße von ca. 0,3 mm2 als valide. Hinweise für das Vorliegen einer EoE können zudem weitere typische histologische Merkmale wie eosinophile Mikroabszesse, Basalzonenhyperplasie, erweiterte Interzellularräume, oberflächliche Lage der Eosinophilen, Elongation der Papillen sowie Fibrose der Lamina propria liefern, ohne jedoch hierfür spezifisch zu sein3 (s. Abb. 2).

Abb. 2: Histologische Zeichen einer EoE
Abb. 2: Histologische Zeichen einer EoE

Abb. 2: Histologische Zeichen einer EoE: Eosinophilen-reiches entzündliches Infiltrat (linkes Bild), Eosinophilen-reicher Mikroabszess (rechtes Bild); © Prof. Dr. Thomas Günther, Pathologie Lademannbogen, Hamburg

Standardisiert beurteilen lassen sich ösophageale Biopsien anhand eines validierten EoE-Histologie-Scoring-Systems (EoEHSS; Eosinophilic Esophagitis Histologic Scoring System), mit Angaben zum Ausmaß und zum Schweregrad von 8 EoE-typischen histologischen Merkmalen (Eosinophilendichte, Basalzonenhyperplasie, eosinophile Mikroabszesse, Eosinophile in oberflächlichen Epithelzellschichten, erweiterter Interzellularraum, Änderung der epithelialen Oberfläche, dyskeratotische Epithelzellen und Fibrose der Lamina propria).12

5. Weitere diagnostische Methoden

Aktuell sind zur Diagnosestellung oder zum Monitoring der EoE keine nichtinvasiven Biomarker verfügbar. Lediglich die absolute Eosinophilenzahl im Blut zeigt eine gute Korrelation mit dem Grad der ösophagealen Eosinophilie und der histologischen Remission unter Therapie.13 Minimalinvasive Methoden wie die sogenannte String- bzw. Cytosponge-Technik zeigen erste vielversprechende Ergebnisse, müssen aber noch weiter evaluiert werden.3

6. Referenzen

  1. Kim HP, Vance RB, Shaheen NJ, Dellon ES. The prevalence and diagnostic utility of endoscopic features of eosinophilic esophagitis: a meta-analysis. Clin Gastroenterol Hepatol 2012; 10(9):988–96.e5.
  2.  Safroneeva E, Straumann A, Coslovsky M, Zwahlen M, Kuehni CE, Panczak R et al. Symptoms have modest accuracy in detecting endoscopic and histologic remission in adults with eosinophilic esophagitis. Gastroenterology 2016; 150(3):581–90.e4.
  3. Lucendo AJ, Molina-Infante J, Arias Á, von Arnim U, Bredenoord AJ, Bussmann C et al. Guidelines on eosinophilic esophagitis: evidence-based statements and recommendations for diagnosis and management in children and adults. United European Gastroenterol J 2017; 5(3):335–58.
  4. Schoepfer AM, Straumann A, Panczak R, Coslovsky M, Kuehni CE, Maurer E et al. Development and validation of a symptom-based activity index for adults with eosinophilic esophagitis. Gastroenterology 2014; 147(6):1255–66.e21.
  5. Dellon ES, Irani AM, Hill MR, Hirano I. Development and field testing of a novel patient-reported outcome measure of dysphagia in patients with eosinophilic esophagitis. Aliment Pharmacol Ther 2013; 38(6):634–42.
  6. Martin LJ, Franciosi JP, Collins MH, Abonia JP, Lee JJ, Hommel KA et al. Pediatric Eosinophilic Esophagitis Symptom Scores (PEESS v2.0) identify histologic and molecular correlates of the key clinical features of disease. J Allergy Clin Immunol 2015; 135(6):1519–28.e8.
  7. Franciosi JP, Hommel KA, Bendo CB, King EC, Collins MH, Eby MD et al. PedsQL eosinophilic esophagitis module: feasibility, reliability, and validity. J Pediatr Gastroenterol Nutr 2013; 57(1):57–66.
  8. Miehlke S. Clinical features of Eosinophilic esophagitis in children and adults. Best Pract Res Clin Gastroenterol. 2015; 29(5):739–48.
  9. Hirano I, Moy N, Heckman MG, Thomas CS, Gonsalves N, Achem SR. Endoscopic assessment of the oesophageal features of eosinophilic oesophagitis: validation of a novel classification and grading system. Gut 2013; 62(4):489–95.
  10. Kwiatek MA, Hirano I, Kahrilas PJ, Rothe J, Luger D, Pandolfino JE. Mechanical properties of the esophagus in eosinophilic esophagitis. Gastroenterology 2011; 140(1):82–90.
  11. Nicodème F, Hirano I, Chen J, Robinson K, Lin Z, Xiao Y et al. Esophageal distensibility as a measure of disease severity in patients with eosinophilic esophagitis. Clin Gastroenterol Hepatol 2013; 11(9):1101–7.e1.
  12. Collins MH, Martin LJ, Alexander ES, Boyd JT, Sheridan R, He H et al. Newly developed and validated eosinophilic esophagitis histology scoring system and evidence that it outperforms peak eosinophil count for disease diagnosis and monitoring. Dis Esophagus 2017; 30(3):1–8.
  13. Schlag C, Miehlke S, Heiseke A, Brockow K, Krug A, von Arnim U et al. Peripheral blood eosinophils and other non-invasive biomarkers can monitor treatment response in eosinophilic oesophagitis. Aliment Pharmacol Ther 2015; 42(9):1122–30.

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