Eosinophile Ösophagitis

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Im Gespräch mit PD Dr. med. Ulrike von Arnim

Stand: Juni 2023

PD Dr. med. Ulrike von Arnim ist Leitende Oberärztin an der Universitätsklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie am Universitätsklinikum Magdeburg. Wir haben im Rahmen der „Endoskopie-Live 2023“ in Berlin mit ihr über ihre Erfahrungen mit der EoE-Behandlung sowie aktuelle und zukünftige Entwicklungen gesprochen.

Wie häufig ist die EoE? Gibt es eine Dunkelziffer?

PD Dr. med. von Arnim: Die EoE ist keine seltene Erkrankung mehr. Sie ist in etwa so häufig wie Morbus Crohn. Eine Dunkelziffer existiert, sie hängt u.a. damit zusammen, dass die Erkrankung in gewissem Umfang auf eine PPI-Therapie anspricht, die häufig bei der Differentialdiagnose Refluxerkrankung zum Einsatz kommt. Hinzu kommt, dass das EoE-Leitsymptom Dysphagie in der Altersstufe, in der die EoE in erster Linie auftritt, bei 30- bis 40-jährigen Männern, kein Alarmsymptom darstellt und somit zunächst ein Therapieversuch eingeleitet wird und eine Ösophagogastroduodenoskopie erst bei nicht Ansprechen auf die Therapie durchgeführt wird. Weiterhin adaptieren die EoE-Patient*innen ihre Essensgewohnheiten derart, dass sie gar nicht mehr wissen, wie sich „normales“ Schlucken anfühlt. Daher lässt sich die Dunkelziffer nur schwer abschätzen.

Ist die Dunkelziffer denn ein Problem?

PD Dr. med. von Arnim: Ja. Das sind oft die Patientinnen und Patienten, die mit einer Bolusobstruktion ins Krankenhaus kommen und dann im weiteren Verlauf keiner adäquaten Diagnostik und Therapie zugeführt werden. Es muss klar sein, dass die EoE eine ernstzunehmende Erkrankung ist. Sie kann im Einzelfall dramatische Verläufe haben, auch wenn diese eher selten vorkommen.

Worauf ist bei der Differenzialdiagnose zwischen EoE und Refluxerkrankung zu achten?

PD Dr. med. von Arnim: Wir haben eine prospektive Studie durchgeführt, bei der wir dieser Frage mit Hilfe einer logistischen Regressionsanalyse nachgegangen sind. Der Marker, mit dem sich EoE und Refluxerkrankung am besten abgrenzen lassen, sind PPI-refraktäre Symptome, obwohl ein Teil der EoE Patient*innen auf eine PPI-Therapie ansprechen kann. Hilfreich können auch allergische Komorbiditäten sein, die 70-90% der EoE-Betroffenen aufweisen. Liegt eine EoE vor, findet man zudem im Blutbild entweder eine Eosinophilie oder eine IgE-Erhöhung, während beides bei Patientinnen oder Patienten mit Refluxerkrankung nicht in dieser Häufigkeit vorkommt. In diesen Konstellationen sollte deswegen eine endoskopische Abklärung erfolgen.

Wenn die Diagnose einer EoE gestellt wurde, wie sollte behandelt werden? Was sagen die Leitlinien?

PD Dr. med. von Arnim: Topische Kortikosteroide haben in der deutschen Leitlinie eine Sollte-Empfehlung erhalten. Hier gibt es die beste Evidenz aus randomisierten, placebokontrollierten Studien. Topische Kortikosteroide sind hoch effektiv und haben eine relativ geringe Nebenwirkungsrate. PPI und Eliminationsdiäten haben eine Kann-Empfehlung erhalten. Damit sind topische Kortikosteroide die Therapie der ersten Wahl bei aktiver EoE.

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