Eosinophile Ösophagitis

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GERD vs. EoE – aktuelle Erkenntnisse vom DGVS 2021

Eosinophile Ösophagitis – die „CED“ der Speiseröhre

Leipzig: Klagt ein Patient über Refluxbeschwerden bedeutet dies nicht unbedingt, dass er auch an einer Refluxkrankheit leidet. Insbesondere bei Alarmsymptomen, wie einer Dysphagie, sollte stets auch an eine eosinophile Ösophagitis (EoE) gedacht werden. Zwischen den beiden Krankheitsbildern zu differenzieren , kann allerdings eine Herausforderung in der täglichen Praxis darstellen. Dabei helfen wird die sich in der Entwicklung befindliche DGVS-Leitlinie zur Refluxkrankheit, wie Experten bei einem Satellitensymposium der Dr. Falk Pharma beim diesjährigen Kongress „Viszeralmedizin 2021“ der DGVS betonten.

Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) und die eosinophile Ösophagitis zeigen eine teils überlappende, den Ösophagus betreffende Beschwerdensymptomatik. Es handelt sich jedoch um zwei unterschiedliche Krankheitsbilder, die verschiedene Therapieansätze erfordern und unterschiedliche Therapieziele verfolgen. Während bei der GERD die Symptomkontrolle im Vordergrund steht, muss bei der EoE die Progression der Erkrankung verhindert werden. Denn die EoE ist eine chronische immun-vermittelte Erkrankung, die unbehandelt fortschreitet und zu Komplikationen und Langzeitfolgen wie Stenose und Fibrosierung führt.

Bei Refluxsymptomen auch an eine EoE denken

Bei entsprechender ösophagealer Symptomatik muss im Praxisalltag stets an beide Krankheitsbilder gedacht werden und eine exakte Diagnostik erfolgen, erklärte Prof. Dieter Schilling, Mannheim. In der klinischen Routine werden nach seinen Angaben viele Patienten mit Reflux-Symptomen zunächst probatorisch mit einem Protonenpumpenhemmer (PPI) behandelt. Liegen allerdings Alarmsymptome vor, wie etwa Dysphagie, unbeabsichtigter Gewichtsverlust, Blutungszeichen oder bleibt selbst die hochdosierte PPI-Behandlung über 8 Wochen erfolglos, ist eine weitere diagnostische Abklärung dringend vorzunehmen.

Diese erfolgt mittels Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD) in Kombination mit mindestens sechs Stufenbiopsien des Ösophagus. „Denn eine hundertprozentige Möglichkeit der Diagnosestellung einer EoE mit alleiniger ÖGD haben wir nicht“, so Schilling. Auch wenn der histologische Befund zur gesicherten Diagnosestellung notwendig ist, bleibt die ÖGD dennoch ein wichtiges Diagnosemittel, so der Experte Als essenzielles Graduierungs- und Klassifizierungssystem dient hierbei der EREFS-Score (EREFS = Exsudate, Ringe, Ödeme, Furchen, Strikturen).1

Zum typischen Beschwerdebild der EoE gehören Dysphagie, bei schweren Verläufen eine Bolusobstruktion, häufige abdominale Beschwerden und häufig weitere atopische Erkrankungen. Außerdem spreche „für EoE ein eher jüngeres Alter eines meist männlichen Patienten“, so Schilling. Voraussetzung für die Diagnose EoE sei zudem der Ausschluss anderer Symptomursachen, wie beispielsweise Morbus Crohn, eosinophile Gastroenteritis oder Achalasie.

Bei PPI-refraktären GERD-Patienten nicht die EoE übersehen

Entsprechend der zukünftigen Leitlinie ist nach Prof. Joachim Labenz, Siegen, unbedingt zwischen Refluxbeschwerden und einer Refluxkrankheit zu differenzieren. Bei gesicherter oder wahrscheinlicher GERD sollte zunächst eine PPI-Therapie für mindestens vier bis acht Wochen vorgenommen werden. Gegebenenfalls kann eine Kombination mit weiteren Antirefluxpräparaten sinnvoll sein.

Wichtig ist in aller Regel zudem eine Lebensstilmodifikation. Dabei ist ein Normalgewicht anzustreben, es sollte auf das Rauchen verzichtet und auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität geachtet werden. Im Allgemeinen ist dann eine symptomatische Bedarfstherapie der GERD zur Symptomkontrolle ausreichend.

Abb.: Hohe EoE-Dunkelziffer bei PPI-refraktären GERD-Patienten

Ist das nicht der Fall, so ist eine weitere diagnostische Abklärung notwendig, denn nicht selten wird die EoE als GERD fehlgedeutet. „Bei rund fünf Prozent der therapierefraktären GERD-Patienten wird bei der weiteren diagnostischen Abklärung schlussendlich eine EoE festgestellt“, so Labenz.

Topische Kortikosteroide als Mittel der Wahl2

Die EoE ähnelt laut Prof. Stephan Miehlke, Hamburg, den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED), denn wie bei CED schreitet auch die EoE im Falle eines unbehandelten Verlaufs voran und führt zu teils schwerwiegenden Spätfolgen wie Stenose und Fibrose. Auch die Therapieziele ähneln denen der CED. So geht es auch bei EoE primär um Entzündungskontrolle und damit um eine langfristige mukosale Heilung.3

Therapieoption erster Wahl bei EoE sind, so Miehlke, topische Steroide …

Referenzen

  1. Hirano I, Moy N, Heckman MG, Thomas CS, Gonsalves N, Achem SR. Endoscopic assessment of the oesophageal features of eosinophilic oesophagitis: validation of a novel classification and grading system. Gut 2013; 62(4):489–952.
  2. Miehlke S, von Arnim U, Schlag C, Labenz J, Madisch A. Treatment of eosinophilic esophagitis – advancements and perspectives.  Z Gastroenterol 2021; 59(08): 869–878.
  3. Lucendo AJ, Molina-Infante J, Arias Á, von Arnim U, Bredenoord AJ, Bussmann C et al. Guidelines on eosinophilic esophagitis: evidence-based statements and recommendations for diagnosis and management in children and adults. United European Gastroenterol J 2017; 5(3):335–58.
  4. Miehlke S, Hruz P, Vieth M, Bussmann C, von Arnim U, Bajbouj M et al. A randomised, double-blind trial comparing budesonide formulations and dosages for short-term treatment of eosinophilic oesophagitis. Gut 2016; 65(3):390–9.
  5. Lucendo AJ, Miehlke S, Schlag C et al. Efficacy of Budesonide Orodispersible Tablets as Induction Therapy for Eosinophilic Esophagitis in a Randomized Placebo-controlled Trial. Gastroenterology 2019; 157:74–86.
  6. Straumann A, Lucendo AJ, Miehlke S, et al. Budesonide Orodispersible Tablets Maintain Remission in a Randomized, Placebo-Controlled Trial of Patients With Eosinophilic Esophagitis. Gastroenterology 2020;159(5):1672–1685.e5.
  7. Miehlke S, Lucendo AJ, Schlag C, von Arnim U, Schmöcker C, Schubert S et al. Eine 12-wöchige Induktionstherapie mit der Budesonid-Schmelztablette führt zu einer signifikanten Verbesserung sowohl der inflammatorischen als auch der fibrotischen endoskopischen Zeichen bei Erwachsenen mit aktiver eosinophiler Ösophagitis und inkompletter Response nach 6 Wochen. Z Gastroenterol 2021; 59: e164.
  8. Schmöcker C, Lucendo AJ, Miehlke S, Vieth M, Schlag C, Biedermann L et al. Budesonid-Schmelztabletten halten die klinische, histologische und endoskopische Remission bei erwachsenen Patienten mit eosinophiler Ösophagitis aufrecht – Ergebnisse der ersten 48-wöchigen „open-lable“ Verlängerungsphase in der EOS-2-Studie. Z Gastroenterol 2021; 59: e164.

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